furyō
Der Gefangene

furyō ist ein historischer Comic, der auf einer im Ostfriesischen Landesmuseum in Emden verwahrten Sammlung aus Briefen, Fotos und anderen Dokumenten basiert. Es handelt sich um den Nachlass des Ostfriesen Heinrich van der Laan aus der Zeit des Ersten Weltkriegs. Heinrich stammte aus dem kleinen Ort Weener nahe der deutsch-niederländischen Grenze. 1913 reiste er als junger Mann per Bahn und Dampfer nach Japan, um dort in der Handelsfirma seines Onkels Hans Ramseger tätig zu werden. Als nur ein Jahr später der Erste Weltkrieg ausbrach, folgte er wie andere Deutsche in Asien dem Aufruf der Reichsregierung, sich zur Verteidigung des deutschen Pachtgebiets Kiautschou nach China zu begeben. Dort durchlebte er 1914 die Belagerung der Hauptstadt Tsingtau durch japanische und britische Truppen und geriet nach der deutschen Kapitulation in japanische Kriegsgefangenschaft.
Die Briefe, die er in den Jahren 1913 bis 1920 mit seinen Verwandten wechselte, und seine publizierten Kriegserinnerungen erzählen von Heinrichs abenteuerlicher Reise durch das zaristische Russland nach Kobe, seiner Annäherung an die japanische Sprache und Kultur, den Kämpfen um die Stadt Tsingtau, sowie den sechs langen Jahren der Kriegsgefangenschaft in Japan. Auf einer sehr persönlichen Ebene geben diese Quellen Zugang zu einer wenig bekannten Episode des ersten Weltkriegs und der deutsch-japanischen Beziehungen.
Bei dem folgenden Comic handelt es sich um das erste Kapitel von furyō. Es ist der Reise Heinrichs von Weener nach Kobe gewidmet und lehnt sich eng an die historischen Quellen an. Die Handlung basiert auf der eher nüchternen und knappen Reisebeschreibung, die Heinrich am 25. April 1913 kurz nach seiner Ankunft in Kobe an seine Eltern schickte. Mit einigen Kürzungen entspricht der Text dem Wortlaut dieses Reiseberichts. Für die Zeichnungen dienten wiederum zeitgenössische Fotographien, insbesondere Postkarten, als Vorlage. Historische Orte und Gegebenheiten sollten möglichst akkurat wiedergegeben werden. Im Detail wurden dabei allerdings gewisse Freiheiten in Anspruch genommen. So wird Heinrich z.B. an Orten gezeigt, die nicht ausdrücklich in seinem Reisebericht erwähnt werden, die er aber besucht haben könnte, etwa den Tempel in Tsuruga. Anhand des authentischen erzählenden Texts lässt sich der Grad der visuellen Interpretation durch den Autor des Comics aber leicht nachvollziehen.
Vorrangiges Ziel war es, Heinrichs Erfahrungen und seine Person zum Leben zu erwecken, den Leser in die Zeit und an die Orte zu versetzen und dabei ein möglichst hohes Maß an historischer Authentizität und Plausibilität zu gewährleisten. Das erste Kapitel schließt mit Heinrichs Ankunft in Japan. Die beiden Folgekapitel werden zum einen seinen Kriegserlebnissen in China, zum anderen der Kriegsgefangenschaft in den Lagern Matsuyama und Bandō gewidmet sein.


Kapitel 1












